Darmstadt, 18. Februar 2022.
Das Forschungsprojekt „AgriRegio“ unter Leitung der TU Darmstadt soll die digitalisierte Datenerfassung und ‑nutzung in landwirtschaftlichen Betrieben widerstandsfähiger machen und die sicherheitskritische Infrastruktur schützen. Sieben Projektpartner erproben dazu smarte Sensoren auf Basis standardisierter Open-Source-Technologien in der Landwirtschaft. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert das Projekt mit rund 800.000 Euro.
Beim sogenannten Smart Farming werden verschiedenste Sensoren, Geräte und Systeme eines landwirtschaftlichen Betriebs miteinander vernetzt. Dabei werden Daten genutzt, die entweder von amtlichen Stellen abgerufen oder selbst erzeugt werden. Auf diese Weise können beispielsweise Bodeneigenschaften, Landschaftsstrukturen oder Verkehrswege in die Planung einbezogen werden. Smart Farming macht also ein ressourcenschonendes und wirtschaftlicheres Arbeiten möglich. Zudem können die Daten beim überbetrieblichen Logistik- und Bewirtschaftungsmanagement neue Handlungsoptionen zum Boden-, Pflanzen- und Klimaschutz liefern.
Dieses „datenlastige“ Arbeiten hat jedoch auch Nachteile, vor allem, wenn zur Datenspeicherung nur wenige oder ein einzelner Anbieter genutzt werden. Ein Ausfall oder gar Angriff auf die dabei eingesetzten digitalen Lösungen könnte dann im Extremfall zu Produktionsausfällen und Versorgungsengpässen führen.
Hier setzt AgriRegio an. Im Rahmen des Projekts werden mit Hilfe standardisierter Open-Source-Technologien neue Anwendungen entwickelt, mit denen die beteiligten Landwirtschaftsbetriebe vor Ort ihre Daten erfassen und verarbeiten können, beispielsweise die Bodenfeuchtigkeit. Werden mehrere Sensoren eingesetzt, die sich miteinander verbinden, spricht man von Sensornetzen. Sensornetze können auch überbetrieblich im Verbund betrieben werden. Die Daten werden dabei per Funkverbindung direkt an die Betriebe übermittelt und sind damit vom Internet unabhängig.
Gespeichert werden die Daten lokal auf einem kostengünstigen Miniserver, der „HofBox“, die im Rahmen des Vorgänger-Projekts „GeoBox-Infrastruktur“ entstanden ist und parallel weiterentwickelt wird. Hier befinden sich auch Betriebsdaten, Geodaten und Fachinformationen. Weil die Daten nicht auf einem zentralen Server gespeichert werden, sondern dezentral bei jedem landwirtschaftlichen Betrieb in der jeweiligen HofBox, entsteht eine widerstandsfähige digitale Infrastruktur, die zudem auch bei Internetausfällen funktionsfähig bleibt.
„Ziel des Projekts AgriRegio ist es zu zeigen, dass sich auf regionaler Ebene ein flächendeckendes und vom Internet unabhängiges Sensornetz mithilfe von aktuellen, standardisierten Technologien des Edge Computings etablieren lässt“, sagt Professor Christian Reuter, der Koordinator des Projekts. Das innovative Konzept für dezentrales und resilientes Edge Computing soll zur Praxisreife entwickelt und erprobt werden. Resilientes Edge Computing bedeutet dabei, dass digital erfasste Daten dezentral verarbeitet werden – ohne Anbindung an zentrale Server in Rechenzentren.
Das Konzept wird im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft unter Einbeziehung von regionalen Erzeugerorganisationen und Gebietskörperschaften in den nächsten zwei Jahren in der Pilotregion Nahe-Donnersberg in Rheinland-Pfalz getestet.
Hintergrund: Projekt AgriRegio
Koordiniert wird das Verbundprojekt „AgriRegio – Infrastruktur zur Förderung von digitaler Resilienz und Klimaresilienz im ländlichen Raum am Beispiel der Pilotregion Nahe-Donnersberg“ vom Fachgebiet Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit (PEASEC) am Fachbereich Informatik der Technischen Universität Darmstadt. Weitere Partner sind IBM Deutschland GmbH, expeer GmbH, RLP AgroScience, der Maschinen- und Betriebshilfsring Rheinhessen-Nahe-Donnersberg e.V., die Kreisverwaltungen Donnersbergkreis und Bad Kreuznach Kreuznach sowie das Dienstleistungszentren Ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen-Nahe-Hunsrück. Das BMEL fördert AgriRegio für zwei Jahre aus Mitteln der Landwirtschaftlichen Rentenbank mit einem Gesamtvolumen von rund 800.000 Euro.
Weitere Informationen
Projekt AgriRegio: http://www.agriregio.peasec.de
Projekt GeoBox-Infrastruktur: http://geobox-infrastruktur.de
Ansprechpartner: Professor Christian Reuter, Fachbereich Informatik, Fachgebiet Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit (PEASEC), E-Mail: reuter@peasec.tu-darmstadt.de
Über die TU Darmstadt
Die TU Darmstadt zählt zu den führenden Technischen Universitäten in Deutschland und steht für exzellente und relevante Wissenschaft. Globale Transformationen – von der Energiewende über Industrie 4.0 bis zur Künstlichen Intelligenz – gestaltet die TU Darmstadt durch herausragende Erkenntnisse und zukunftsweisende Studienangebote entscheidend mit. Ihre Spitzenforschung bündelt die TU Darmstadt in drei Feldern: Energy and Environment, Information and Intelligence, Matter and Materials. Ihre problemzentrierte Interdisziplinarität und der produktive Austausch mit Gesellschaft, Wirtschaft und Politik erzeugen Fortschritte für eine weltweit nachhaltige Entwicklung. Seit ihrer Gründung 1877 zählt die TU Darmstadt zu den am stärksten international geprägten Universitäten in Deutschland; als Europäische Technische Universität baut sie in der Allianz Unite! einen transeuropäischen Campus auf. Mit ihren Partnern der Rhein-Main-Universitäten – der Goethe-Universität Frankfurt und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz – entwickelt sie die Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main als global attraktiven Wissenschaftsraum weiter.
TU Darmstadt,
presse@tu-darmstadt.de
Leave a Reply